„Kokosöl ist reines Gift. ... Schweineschmalz nicht besonders gesund ist, das wissen wir alle.“ (1)
Ach nee!
An irgendetwas sterben wir alle. Gegen äußere Kräfte sind wir machtlos. Wir können aber mitbestimmen, ob der Krebs und der Herzstillstand uns früher oder später holt.
Die Reduktion von Kalorien (KR) ist der einzig belegte Weg, die Lebenszeit zu verlängern. „Caloric restriction without malnutrition“ oder „calorie restriction with optimal nutrition“ (CRON) heißt das im Fachjargon. KR beschreibt eine langfristige Reduktion von Kalorien, bei optimaler Versorgung mit Mikronährstoffen.
Die lebensverlängernde Wirkung der KR wurde auch in Primaten nachgewiesen. Die beiden Studien an Rhesusaffen von 2012 und 2014 kamen anfangs zu gegensätzlichen Ergebnissen. (2, 3) Die eine Studie bestätigte die KR als lebensverlängernd, die andere nicht. Die Forscher nahmen diese Diskrepanz ernst und analysierten darauf hin ihre Daten gemeinsam. (Das an sich ist bemerkenswert!) Die neuen Ergebnisse zeigten, dass die KR in der Tat die Lebenszeit verlängerte. Die Widersprüche beruhten auf ungleiche Kontrollgruppen. (4) Eine 2017 veröffentliche Studie an Graue Mausmakis, die dreißig Prozent weniger Kalorien assen, zeigte, dass die Tiere circa fünfzig Prozent länger lebten als die Kontrollgruppe. Die KR-Tiere waren kardiovaskulär gesünder, entwickelten weniger Krebs und bewahrten ihre kognitiven Fähigkeiten. (5)
Beim Menschen steht der ultimative Beweis der KR aus, weil unser Leben zu lange und zu kompliziert ist für Endpunkt-Studien. Dennoch wurde gezeigt, dass KR beim Menschen (15% Defizit, zwei Jahre) das Risiko für kardiovaskuläre Leiden senkte. (6, 7)
Welche Vorgänge bewirken diesen KR-Effekt? Die ehrliche Antwort: Man weißt es nicht, Teile des Puzzles sind aber klar. Tab. 1 listet einige der Mechanismen auf, die die Wirkung der KR erklären.
Die ketogene Ernährung bewirkt Ähnliches wie die kalorische Restriktion: Es mindert die Blutglukose und das Insulin, es erhöht Ketone und reduziert Entzündungen. Aber ohne den stetigen Hunger und die geschrumpfte Muskelmasse (Tab. 1, Tab. 2). Diese Essweise erhöhe die Lebenserwartung von Mäusen und reduzierte ihre Krebsinzidenz. (8, 9) Ketone schützen die Blutgefäße vor Alterung und hemmen Entzündungen. (10, 11) Obendrein, zeigten Humanstudien, dass die Reduzierung von Kohlenhydraten, das Profil der Blutfette verbesserte. (12, 13) Die ketogene Ernährung verzögert genau die Umstände, durch die wir vorzeitig altern: chronische Entzündungen, Diabetes, Muskelabbau und angegriffene Arterien.
Fazit. Verkürzt die ketogene Ernährung die Lebenserwartung, weil sie doch voller „Gift“ ist? Die aktuelle Studienlage signalisiert hier ein klares „Nein.“ Führt die ketogene Ernährung dazu, dass Sie später sterben? Vermutlich.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine fette Weihnacht und erfülltes neues Lebensjahr.
Geta Fabian
Quellenangaben
1. Michels, K. „Von Kokosöl und anderen Ernährungsirrtümern.“ Vortrag, 2018, Link
2. Colman RJ, Beasley TM, Kemnitz JW, Johnson SC, Weindruch R, Anderson RM. Caloric restriction reduces age-related and all-cause mortality in rhesus monkeys. Nat Commun. 2014; 5:3557.
3. Mattison JA, Roth GS, Beasley TM, Tilmont EM, Handy AM, Herbert RL, Longo DL, Allison DB, Young JE, Bryant M, Barnard D, Ward WF, Qi W, Ingram DK, de Cabo R. Impact of caloric restriction on health and survival in rhesus monkeys from the NIA study. Nature. 2012; 489(7415):318-21.
4. Mattison JA, Colman RJ, Beasley TM, Allison DB, Kemnitz JW, Roth GS, Ingram DK, Weindruch R, de Cabo R, Anderson RM. Caloric restriction improves health and survival of rhesus monkeys. Nat Commun. 2017; 8:14063.
5. Pifferi F, Terrien J, Marchal J, Dal-Pan A, Djelti F, Hardy I, Chahory S, Cordonnier N, Desquilbet L, Hurion M, Zahariev A, Chery I, Zizzari P, Perret M, Epelbaum J, Blanc S, Picq J.-L, Dhenain M, Aujard F. Caloric restriction increases lifespan but affects brain integrity in grey mouse lemur primates, Communications Biology, 2018; 1(30).
6. Redman LM, Smith SR, Burton JH, Martin CK, Il’yasova D, Ravussin E. Metabolic Slowing and Reduced oxidative Damage with Sustained Caloric Restriction Support the Rate of Living and oxidative Damage Theories of Aging. Cell Metab. 2018; 27(4):805-815.e4.
7. Ravussin E, Redman LM, Rochon J, Das SK, Fontana L, Kraus WE, Romashkan S, Williamson DA, Meydani SN, Villareal DT, Smith SR, Stein RI, Scott TM, Stewart TM, Saltzman E, Klein S, Bhapkar M, Martin CK, Gilhooly CH, Holloszy JO, Hadley EC, Roberts SB; CALERIE Study Group. A 2-Year Randomized Controlled Trial of human Caloric Restriction: feasibility and effects on predictors of health span and longevity. J Gerontol A Biol Sci Med Sci. 2015; 70(9):1097-104. Errata. J Gerontol A Biol Sci Med Sci. 2016; 71(6):839-40
8. Roberts MN, Wallace MA, Tomilov AA, Zhou Z, Marcotte GR, Tran D, Perez G, Gutierrez-Casado E, Koike S, Knotts TA, Imai DM, Griffey SM, Kim K, Hagopian K, McMackin MZ, Haj FG, Baar K, Cortopassi GA, Ramsey JJ, Lopez-Dominguez JA. A ketogenic diet extends longevity and healthspan in adult mice. Cell Metab. 2017; 26(3):539-546.e5.
9. Newman JC, Covarrubias AJ, Zhao M, Yu X, Gut P, Ng CP, Huang Y, Haldar S, Verdin E. Ketogenic Diet Reduces Midlife Mortality and Improves Memory in Aging Mice. Cell Metab. 2017; 26(3):547-557.
10. Han YM, Bedarida T, Ding Y, Somba BK, Lu Q, Wang Q, Song P, Zou MH. β-Hydroxybutyrate Prevents Vascular Senescence through hnRNP A1-Mediated Upregulation of Oct4. Mol Cell. 2018. pii: S1097-2765(18)30605-1.
11. Youm YH, Nguyen KY, Grant RW, Goldberg EL, Bodogai M, Kim D, D’Agostino D, Planavsky N, Lupfer C, Kanneganti TD, Kang S, Horvath TL, Fahmy TM, Crawford PA, Biragyn A, Alnemri E, Dixit VD. The ketone metabolite β-hydroxybutyrate blocks NLRP3 inflammasome-mediated inflammatory disease. Nat Med. 2015 Mar;21(3):263-9.
12 Volek JS, Phinney SD, Forsythe CE, Quann EE, Wood RJ, Puglisi MJ, Krämer WJ, Bibus DM, Fernandez ML, Feinman RD. Carbohydrate restriction has a more favourable impact on the metabolic syndrome than a low fat diet. Lipids. 2009; 44(4):297-309.
13. Volek JS, Sharman MJ, Gómez AL, Scheett TP, Kraemer WJ. An isoenergetic very low carbohydrate diet improves serum HDL cholesterol and triacylglycerol concentrations, the total cholesterol to HDL cholesterol ratio and postprandial pipemic responses compared with a low fat diet in normal weight, normolipidemic women. J Nutr. 2003; 133(9):2756-61. 13
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